Geschichte des Naturheilvereins
Der Naturheilverein Würzburg trägt offiziell den Namen Naturheilverein Würzburg e.V. von 1899 und gehört somit zu den ältesten Vereinen in Würzburg. Für alle, die mit dem Namen „Naturheilverein“ nichts anfangen können und die den Naturheilverein mit seinem Zweck und seinen Zielen nicht so genau kennen – möchte ich den Verein kurz vorstellen.
Wie die offizielle Bezeichnung erwähnt, wurde der Naturheilverein im Jahre 1899 gegründet. In einer Zeit der in unheimlichem Tempo voranschreitenden Industrialisierung. Die Serienproduktion von Viertaktmotoren für Autos durch Gottlieb Daimler. Karl Röder, ein Kaufmann aus Würzburg erkannte die Ohnmacht der Ärzte gegen manche Krankheiten, die Folgen solcher Industrialisierung speziell in den Städten und gründete eine Gegenbewegung, die im Ruf nach naturgemäßer Lebensweise, nach gesunder Ernährung, Kleidung, Wohnung und Arbeit fand. So entstanden im Deutschen Reich die Naturheilvereine.
Geistiger Vater dieses Gedankens war ein gewisser Vincenz Prießnitz, ein Vorläufer von Pfarrer Sebastian Kneipp, dem Wasserdoktor von Wörishofen.Vincenz Prießnitz aus Gräfenberg im heutigen Tschechien, war ein großer Beobachter der Natur, der seine Erkenntnisse, die er bei Tieren erlangte, auf den oder die Menschen umsetzte. So beobachtete er z.B. die Heilkraft des Wassers, die er bei verwundeten Tieren abschaute. War man früher noch beim Arbeiten großen körperlichen Anstrengungen ausgesetzt, ist es heute viel einfacher geworden. Große Maschinen ersetzten heute die menschliche physikalische Arbeitskraft, die Muskeln werden nicht mehr so beansprucht wie noch vor hundert Jahren. Und deshalb ist es in der heutigen Zeit genau so wichtig wie vor 110 Jahren, einen Ausgleich zu finden. Und solch einen Ausgleich bietet auch heute noch der Naturheilverein. Körperliche Ertüchtigung, Bewegung und Sport in Licht, Luft Sonne und Wasser.
Vor bald 25 Jahren feierte der Naturheilverein sein 100-jähriges Bestehen. Seit dieser Zeit haben sich für den Naturheilverein einiges getan. Einschneidendes Ereignis für den Naturheilverein war im Jahre 2000 der Beginn des Mainausbaus als Wasserstraße mit Verbreitung und Vertiefung im Bereich der Naturheilinsel. Über 150 Bäume mussten dieser bis heute umstrittenen Maßnahme weichen. Landwegnahme auf der Uferseite von bis zu 9 Metern kosteten den Naturheilverein rund 150 Plätze und 200 Mitglieder. Trotzdem hat der Naturheilverein in Bezug auf Ästhetik gewonnen.
Des weiteren kamen Belastungen auf den Verein durch behördliche Auflagen zu, die dem Gesundheitsschutz, dem Natur- und Umweltschutz dienen sollen. Zwar hat der Naturschutz und die Pflege der Bäume und umliegenden Gewässer schon seit langem diese als Satzungszweck des Vereins in seiner Satzung festgeschrieben, jedoch kommen durch die Europäische Union immer wieder neue Bestimmungen auf den Verein zu. Als Beispiel mag die Trinkwasserverordnung von 2002 angeführt werden. Diese besagt, das Trinkwasser keinen höheren Nitratwert als 50 mg/Liter haben darf. Zwar sind aus medizinischer Sicht bis 300 mg/Liter im Trinkwasser noch unbedenklich für den menschlichen Genuss, aber es kann nicht sein, was nicht sein darf. Deshalb musste der Naturheilverein, der sein Wasser aus einem eigenen Hausbrunnen bezieht, dafür Sorge tragen, dass die Nitratmenge im Wasser die zulässige Höchstgrenze nicht überschreitet. Was allerdings mit einigen Kosten verbunden war.
Ich hoffe, sie haben nun einen kleinen Überblick über den Naturheilverein, seine Geschichte und seine Ziele erhalten.
Michael Dörfler (langjähriges Vorstandschaftsmitglied)